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Die innere Wandlung.
Die Stadt erwacht, und der Geruch von Backwaren erreicht den Rand des Stadtparks. Sie sitzen auf einer Bank und ihr Blick fällt auf zwei völlig ungleiche Socken.
Die ersten Wochen mit Hund liegen hinter Ihnen, und mit Ihrem Überschuss an Glückshormonen können Sie Schwimmbäder fluten. Die Schmetterlinge im Bauch haben sich dank des Hundes verdoppelt, und der Bauch selbst wurde durch die Umstellung der Ernährung straff und knackig. Ihre Reaktionszeiten liegen im Profibereich, weil Sie mehr auf Ihre Fingerspitzen achten. Das ständige Suchen nach dem Hund in freier Wildbahn straffte Ihre Halspartie und Ihre Stimme am Telefon wirkt klar und sachorientiert. Gleichzeitig verbesserte sich Ihre Atemtechnik, und der ständige Wechsel zwischen hoffen und Erleichterung brachte wieder Glanz in Ihre Augen.
Ein fettes Plus
Ihre frühen Aktivitäten und Ihr frischer Teint begeistern, und die ewige Positionssuche des Hundes beim „Großen Haufen“ übernehmen Sie als Vorbild für Problemlösungen. Dafür können Sie sich bei den Magnetpolen bedanken, an denen sich ihr kleiner Liebling ausrichtet. Wenn Sie an kleine Geschenke für den Partner denken, denken Sie an zwei! Sagen Sie Mäuschen, sehen Sie in vier glückliche Augenpaare. Später werden Sie feststellen, dass Sie nur noch mit Papier rascheln müssen, aber das ist Pillepalle. Was zählt, sind diese Augen und der Ansatz von Treue! Selbst wenn Sie auf die Toilette gehen, folgt Ihnen der Hund. Ja, das ist Liebe, sagen Sie sich; und das ist gut so. Damit lässt sich der Kontrollzwang besser ertragen. Kurzum:
Ihre Lebensqualität strotzt vor Vita und Begeisterung. Und? Im Rausch der Sinne wollen Sie mehr! Aber mahnen Sie sich in dieser Phase zur Vernunft. Denn hinter diesem „mehr“ glimmt die Glut und dampft der Schwefel. Konfuzius sagt: „Fordere viel von Dir und erwarte wenig von anderen“. Ebenso sagt Konfuzius: „Was Du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es Dir“. Fühlen Sie sich so frei, und lesen Sie den Satz ruhig einmal dem Hund Ihrer neuen Liebe vor.
Auch Hunde haben ein Gespür für Freude.
Bevor Sie nun endgültig in eine seelenverwandte Dreierbeziehung eintreten, arbeiten Sie also ganz bewusst an der Freiheit von der Eifersucht. Nur wer anderen das zugesteht, was er für sich selbst beansprucht erreicht die höchste Stufe der Glückseligkeit. Bedenken Sie täglich, das ein Hund meist das Doppelte von dem beansprucht, was Sie selber wollen. Zeigen Sie Respekt und stellen Sie die Demut vor die Rivalität. Nicht Sie vergeben die Rangordnung, sondern der Hund. Achten Sie diese Prämisse stets als ein wahres Geschenk der Natur. Begeistern Sie sich an Ihren hervorragenden dritten Platz und an Ihrem persönlichen Fortschritt. Auch Hunde haben ein Gespür für Freude. Außerdem belohnt Sie das ganzheitliche Erfolgskonzept nicht nur mit inhaltlicher Tiefe, sondern auch mit neuen Perspektiven. Sollte Ihnen das als Ziel etwas zu dürftig sein, dann schauen Sie mal unter dem Minimax-Prinzip nach, oder unter dem Stichwort Win-Win-Strategie. Sie werden begeistert sein.
Was heißt „ciao bella“?
In unserer Betrachtung ist das eine sehr wichtige Frage! „Ciao bella“ heißt zunächst nichts anderes als „Hallo meine Schöne.“ Also das, was Sie am Anfang zu Ihrem Stiefhund sagten. – Sie erinnern sich –
Unter guten Freunden heißt „ciao“ aber auch „hallo“ und auch „tschüss“! Bestehen Sie jedoch entnervt auf das Letztere, sollte es nicht „ciao bello“ heißen, sondern nur „arrivederci“. Wenn die Zerrüttung spät abends erfolgt, können Sie auch „arrivederci, buona notte“ sagen!
Sollte also jemals das goldene Licht über Ihrem Glück verblassen, hüten Sie sich vor ultimativen Forderungen und verbalen Anspielungen. Orientieren Sie sich stattdessen an den Tierärzten, die zu jeder Stunde für das Wohl der Hunde bereit stehen! Wird es Ihnen von den Hunden gedankt? Ich kenne keinen einzigen Hund, der einen Tierarzt zum Freund haben möchte, aber viele Einsteiger und Paare, die ihren Hund nicht mehr missen wollen.
© Dieter Wolff
Kontakt: dieter.wolff.belichtet@gmail.com
Fortsetzung:
Ein Hund nervt Goethe!
Was können wir erwarten? War es nicht ein Hund, der sich in der Tragödie „Faust“ als Teufel entpuppt? Wie verhielt sich Goethe? Spielte er einfach nur mit den Fingerkuppen oder mit einer trickreichen Finte? Immerhin war er mal Kriegsminister.